Nachdem ich am Vortag einige Touristen-Hotspots besucht hatte und müde war, wollte ich am heutigen Tag nur einen gemütlichen Spaziergang machen und hoffte einen Ort zu wählen, der nicht von Touristen überlaufen ist. Ich habe mich für den „Philosopher's Path“ entschieden. Dieser ungefähr 2km lange Weg liegt an einem Kanal und wird von unzähligen Kirschbäumen gesäumt. Daher ist der Besuch zur Kirschblüte besonders schön.
Den Namen bekam dieser Weg durch den japanischen Philosophen Nishida Kitaro. Er legte diesen Weg täglich zurück und nutzte die Zeit zum Meditieren. Auch jetzt für mich im Herbst war dieser Weg schön zum Spazieren und man kann einige kleine Tempel am Weg besichtigen. Mir hat der Besuch des Otoyo Schreins gut gefallen. Es ist ein kleiner, aber wunderschöner Schrein eingebettet in einer sehr naturbelassenen Umgebung und ich glaube ich war während meines Besuchs ganz allein dort – auch eine willkommene Abwechslung im recht überlaufenen Kyoto.
Als ich vom Schrein zurück zur Hauptroute des Weges gegangen bin, habe ich auf einer Brücke einen älteren Herren getroffen, der mich angesprochen hat. Ich habe zwar nichts verstanden, was er gesagt hat, aber er hat mir gedeutet, dass ich eines seiner selbst gebastelten Bambusboote nehmen und in den Kanal werfen sollte. Gemacht – getan. Zum Glück habe ich dann noch ein Schild mit einer englischen Erklärung gefunden – wenn man das Boot ins Wasser wirft und es mit der „richtigen“ Seite aufkommt und weiterschwimmt, dann steht das für Glück im Leben – zum Glück ist mein Boot gut gelandet und weiter geschwommen. 😊
Nachdem ich dann den Hauptweg weiter entlang gegangen bin, habe ich mich spontan entschlossen einen Nebenweg Richtung Wald hinaufzuspazieren. Dieser Weg führte an einer kleinen Schrein Anlage vorbei und dann schlängelte sich ein Weg den Wald entlang bergauf.
Ich war neugierig und ging den Weg entlang. Ich kam an einem kleinen Wasserfall vorbei, dem Romon Wasserfall. Am Weg sah ich keinen einzigen Touristen – nur einige Spinnen, deren Netze den Wegesrand zierten, waren die einzigen Lebewesen, die ich am Weg antraf.
Nach einem langen und sehr anstrengenden Weg bergauf erreichte ich dann die Spitze des Bergs Daimonji. Die Aussicht über die Stadt war zwar leicht bewölkt, aber wunderschön. Ich war auch hier allein, setzte mich hin und genoss diesen schönen Blick. Um mehr Abwechslung zu haben, wählte ich einen anderen Weg den Berg hinab. Das war eine gute Entscheidung, da man von diesem Weg noch einige mehr schöne Aussichtspunkte auf die Stadt genießen konnte.
Tipp: Wenn ihr den Rundweg genauso gehen wollt, dann startet ihr die Wanderung bei der Google Maps-Markierung beim Zuikō-in Tempel. Falls ihr eine kürzere Route gehen wollt, dann startet von der anderen Seite, vom Ginkaku-ji Tempel. Von dieser Seite hat man bereits tolle Aussichten, ohne bis zum Gipfel des Berges hinaufgehen zu müssen.
Unten angekommen war ich dann ganz in der Nähe des Ginkaku-ji Tempels und beschloss dann auch noch spontan diesen zu besuchen. Er wird auch Tempel des silbernen Pavillons genannt, wurde im Jahr 1482 erbaut und diente als Sitz für den Ruhestand des Shōgun Ashikaga Yoshimasa.
Besonders gut gefiel mir hier am Gelände der weitläufig von Moos bewachsene Erdboden im Garten rund um den Tempel. Es hat dem ganzen Areal eine sehr besondere, etwas mystische Stimmung verliehen (vielleicht hat das regnerische graue Wetter auch etwas dazu beigetragen).
Nach diesem sehr ungeplanten ereignisreichen Tagesprogramm bin ich dann erschöpft, aber glücklich über die Erlebnisse zurück ins Hostel gefahren.
Ich bin sehr froh, dass das Boot mit der richtigen Seite aufgenommen ist, was aber zu erwarten war 😉. Ich bewundere dich, dass du dir so viel Zeit nimmst und uns auch noch die geschichtlichen Hintergründe dazu gibst. Danke ☺️
Du verbindest deine Erlebnisberichte immer sehr angenehm mit Hintergrundinformationen und Tipps, das gefällt mir sehr. Besonders freue ich mich natürlich, dass das Boot am Wasser richtig aufgekommen ist! 😌
danke liebe Julia, das war wiecer ein tolles erlebnis!